Wer das Leben spüren und etwas Verrücktes wagen will, der trampt. Es gibt keinen besseren Weg, dem Alltag zu entfliehen und sich so auf ein kleines Abenteuer zu begeben.

Auch wenn viele der Meinung sind, dass Trampen etwas spontanes ist, gilt nichts über die Sicherheit.

Sich vorzubereiten bedeutet, sich zu kümmern (um sich selbst und den anstehenden Trip) und dafür zu sorgen, dass das Trampen als positive und sichere Reiseform in Erinnerung bleibt.

Trampen baut nicht nur auf das Vertrauen eines anderen Fahrers auf, sondern auch auf Vertrauen in sich selbst. Mit einer guten und gründlichen Vorbereitung, kann jeder dieses Vertrauen aufbauen und dadurch Unsicherheiten ablegen.

Ich trampe seit 2015 und bin seitdem bereits in Südostasien und durch Europa (z.B. nach Istanbul) getrampt, zu zweit und auch alleine und konnte aus meinen vergangenen Trips viele Erfahrungen sammeln, die ich in diesem Artikel zusammengefasst habe.

Das erste Mal trampen Tipps und Tricks

Trampen ist nicht mehr so allgegenwärtig, wie noch vor ein paar Jahrzehnten und daher sollte man sich mit dem Thema etwas näher beschäftigen und sich einigen Sachen bewusst sein.

Aus dem Grund habe ich einen Mega-Artikel zum Thema Trampen und der damit verbundenen Vorbereitung verfasst.

Viel Spaß beim Lesen.

1. Ein geeignetes Ziel festlegen

Nicht jeder Ort eignet sich als Ziel beim Trampen.

Hat man zum Beispiel nur eine begrenzte Zeit zum Trampen oder gibt es spezielle Sicherheitshinweise, sollte man sich über das Ziel im Vorhinein bewusst sein.

Auch wenn sich einige Tramper einfach ohne Ziel an den Straßenrand stellen und den Daumen rausstrecken, sollten sich Anfänger in jedem Fall ein bestimmtes Ziel setzen und sich dementsprechend vorbereiten.

Dadurch können Unsicherheiten und damit verbundene Risiken verringert werden.

Die folgenden Leitfragen helfen dabei, den richtigen Ort als Endstation festzulegen:

  • Wie viel Zeit habe ich?
  • Wo ist mein Startpunkt?
  • Wie hoch ist mein Budget?
  • Welches Wetter wünsche ich mir?
  • Traue ich mich in fremde Kulturen?
  • Will ich das eigene Land verlassen?
  • Gibt es Orte, die ich (nicht) unbedingt sehen möchte?
  • Ist mein Zielort sicher?
  • Benötige ich ein Visum/ist mein Pass noch gültig?
  • Worin liegt meine Hauptmotivation zum Trampen/Welche Prioritäten habe ich?
  • Trampe ich alleine oder zu zweit?

Auch wenn man meistens bereits weiß ,wo es hingehen soll, macht es Sinn, diese Liste einmal durchzugehen und zu prüfen, ob man bereit ist dorthin zu trampen. Die Antworten notiert man sich dann und sucht dementsprechend ein Ziel aus.

Google Maps

Danach schaut man bei Google Maps, dass das Ziel innerhalb der vorgegeben Zeit zu erreichen ist (inkl. Zeitpuffer) und lässt sich die Strecke generieren.

Das tolle an Google Maps ist, dass die Karte auch offline funktioniert (man muss vorher die Karte im WLAN laden) und dank GPS den Standort anzeigt (super praktisch beim Trampen).

Als gut erwiesene Regel gilt: Die Fahrtzeit von Google Maps mit 3 mulitplizieren (damit man genug Puffer hat) und kontrollieren, ob die Zeit innerhalb der Sonnenstunden des Tages liegt. Dann sollte die Strecke vor Sonnenuntergang machbar sein.

Dabei sollte man auch darauf achten, ob in den Ländern das Trampen legal ist und wie die Autofahrer generell zu Trampern stehen (Taiwan ist zum Beispiel eins der sichersten und einfachsten Länder zum Trampen – zum Erfahrungsbericht).

Man sollte zudem immer extra früh aufstehen, um genügend Zeit für das Besorgen der Pappe, ein Frühstück und das Auffinden des richtigen Spots zu haben. Es ist immer besser früher aufzustehen, als später anzukommen. Außerdem sollte man mehr Zeit einplanen, wenn man aus einer Großstadt raustrampt.

Hat man sein Zielort festgelegt, geht es weiter mit der Recherche.

2. Eine Route und Zwischenstopps bestimmen

Das allerwichtigste bevor man sich in sein Abenteuer begibt, ist die Sammlung von Informationen.

Wie soll man also eine Route planen, wenn man nicht wirklich weiß wo man am Ende des Tages landet?

Google Maps.
Jeder hat schon einmal Google Maps benutzt. Allerdings wissen nur wenige, wie man das Tool RICHTIG und effizient nutzt.

Im Nachfolgenden erkläre ich Schritt für Schritt, wie man mit Google Maps eine exakte Route im Vorfeld bestimmen kann.

Die Vorgehensweise ist sehr simpel.

Zunächst schaut man sich die Karte an und gibt Anfangs- und Endpunkt ein. Google berechnet dann automatisch die schnellste Route zwischen den beiden Punkten.

Je nachdem, ob man bestimmte, abweichende Zwischenstopps einlegen möchte, fügt man beliebig viele Reiseziele hinzu.

Nun kommt der wichtige Teil, um die genaue Route zu ermitteln.

Trampen ist etwas spontanes und unvorhersehbares. Man weiß nie, wie lange man warten muss.

Es gibt allerdings zwei Regeln, die sich bisher immer bewahrt haben: Man braucht nie länger als die dreifache Zeit, die von Google berechnet wurde UND man wird immer irgendwie mitgenommen.

So berechnet man also eine Route, die höchstwahrscheinlich realisierbar sein wird:

  1. Man bestimmt, wie viel Zeit man maximal pro Tag zum Trampen nutzen will
  2. Diese Zeit dividiert man dann durch 3
  3. Dann sucht man sich bei Google Maps eine Strecke aus, die innerhalb dieser Zeit erreichbar ist und auf der Route liegt
  4. Für Grenzkontrollen sollte man immer mindestens 2h einplanen

Folgt man diesen Schritten, erhält man Zwischenstopps, die definitiv zu erreichen sind.

Hier ein kleines Beispiel:

Bsp.: Nürnberg – Ljubljana 6h Google-Fahrtdauer x 3= 18h Trampen
Wir sind also bei der Strecke extra früh aufgestanden, damit wir am selben Tag noch in Slowenien ankommen. Grenzkontrollen gibt es auf der Strecke nicht.

Während unserer gesamten Tramperfahrung haben wir niemals mehr als die dreifache Zeit benötigt und haben unser Zwischenziel IMMER vor Dunkelheit erreicht.

Das beste an Google Maps ist, dass die Karte auch offline funktioniert und dank GPS den Standort anzeigt. Somit kann man kontrollieren, ob der Fahrer auch in die richtige Richtung fährt oder nachschauen, wo man sich gerade befindet (falls man komplett die Orientierung verloren hat).

Um die Karte offline nutzen zu können, muss man sie als App auf dem Handy installieren und im WLAN laden.

3. In Social Media vernetzen und recherchieren

Soziale Netwerke bieten den Vorteil, dass dort Gleichgesinnte sind, die das eigene Projekt unterstützen und persönliche Erfahrungen zu verschiedenen Strecken teilen, sowie hilfreiche Tipps weitergeben.

Facebook-Gruppen

Hier erhält man persönliche und meist wahrheitsgetreue Erfahrungsberichte von Trampern aus der ganzen Welt. Die Leute reagieren meist sehr offen und hilfsbereit, wenn man konkrete Fragen zu bestimmten Ländern stellt. Auch ist es möglich über verschiedene Gruppen einen Wegbegleiter für das nächste Abenteuer zu finden. Hier ein paar coole Gruppen:

Webseiten

Die wichtigsten Informationen findet man auch auf bekannten Internetseiten. Im Netz findet man zu jedem Land die wichtigsten Punkte bzgl. Landeskunde, Alternativrouten/ den besten Spots und wichtige Adressen/ Telefonnummern. Folgende Seiten sind sehr nützlich für die Vorbereitung:

4. Unterkünfte planen

Es gibt hauptsächlich 5 verschiedene Möglichkeiten, irgendwo unterzukommen und die Nacht zu verbringen:

1. Hotel/ Hostel
+ Bequemste Art der Unterkunft, sicher und (meistens) sauber

 Kostenintensiv, bei spontanen Trips kann es passieren, dass man nicht rechtzeitig ankommt

2. Airbnb
+ Man lernt Leute kennen, günstigere Alternative zum Hotel, Einblick in einzigartige Unterkünfte von Einheimischen

mittlere Kosten

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3. Couchsurfing
+ Man lernt definitiv verrückte und hilfsbereite Menschen kennen, es ist kostenlos (man sollte aber ein Gastgeschenk dabei haben), kann spontan organisiert werden

nicht jeder fühlt sich bei “Fremden” wohl, man sollte offen sein, Zeit mit dem Host einplanen und sich ausführlich über den Host informieren

4. Zelt/Hammock
+ spontane Unterkunft jeder Zeit möglich, flexibel, kostengünstig
man muss es die ganze Zeit tragen, zelten ist nicht überall legal (man muss sich gut verstecken oder Geld für einen Zeltplatz einplanen)

5. Draußen schlafen (z.B. am Strand)
+ man braucht nur einen Schlafsack, hat freie Entscheidungsgewalt, Nähe zur Natur

ggf. unbequem, laut, nass etc., kann unter Umständen gefährlich sein

6. Risiken und Hilfsmaßnahmen kennen

Auch das Trampen verbirgt einige Risiken, die man einfach kennen und zu vermindern wissen sollte. Hier eine kleine Zusammenfassung:

Sexuelle Übergriffe

  • Sei selbstbewusst und lache nicht bei jeder Kleinigkeit
  • Rede mit dem Fahrer und baue eine freundschaftliche Verbindung auf
  • Trage keine aufreizende Kleidung -> lange Hosen (auch bei warmem Wetter) und ggf. Kopfbedeckung in muslimischen Ländern
  • Ab Abenddämmerung nicht mehr trampen
  • Ggf. Pfefferspray dabei- und griffbereit haben
  • Dem Fahrer signalisieren, dass Freunde und Bekannte Bescheid wissen und du diese noch heute treffen wirst
  • Vom Ehepartner oder Beziehung erzählen
  • Nicht bei mehreren Männern alleine ins Auto steigen
  • Möglichst hinten einsteigen und nicht neben dem Fahrer / Distanz schaffen

Verkehr

  • Niemals auf der Autobahn stehen / die Autobahn überqueren/ am Seitenrand stehen
  • Fahrer nicht unnötig ablenken/ keine Fotos mit dem Fahrer machen
  • An Stellen stehen, wo Autofahrer genügend Platz zum Anhalten haben (z.B. Bushaltestellen oder größere Auffahrten)

Diebstahl

  • Das Gepäck nicht in den Kofferraum legen (falls doch: aussteigen und Autotür offen lassen während man das Gepäck aus dem Kofferraum holt)
  • Während der Fahrt kein Geld rausholen und z.B. zählen
  • Kameras/ Handy und Technik nur benutzen, wenn man sich sehr sicher fühlt
  • Wertsachen (Geld, Kreditkarte und Handy am Körper verstauen)
  • zweites “fake” Portemonnaie dabei haben

Sonstiges

  • Nummernschild merken und an Bekannte schicken
  • Freunde und Familie stets informieren, wo man sich gerade befindet
  • bei unsicheren Autofahrten: den Fahrer bitten, anzuhalten (Ausreden: Übelkeit oder man muss zur Toilette)
  • Aussteigen, sobald man bemerkt, dass der Fahrer alkoholisiert ist oder im Rausch ist
  • im Notfall: Schreien, Selbstverteidigung, Pfefferspray (nur im Stillstand), Autotür öffnen, Handbremse ziehen, Erbrechen vortäuschen, so tun als würde man wahnsinnig sein

5. Wetterbericht anschauen

Klingt selbstverständlich, aber mit Hilfe des Wetterberichts kann man nicht nur einschätzen wie erfolgreich der Tag verlaufen wird, sondern auch wie lange man unterwegs sein kann. Die Zeiten von Sonnenaufgang und -untergang können in verschiedenen Ländern erheblich variieren und somit kann man sich darauf vorbereiten, wie viele Sonnenstunden man zum Trampen hat.

Bei Regen ist es zudem schwieriger mitgenommen zu werden, denn Autofahrer haben durch den Regen eine schlechtere Sicht auf den Tramper, wollen keine nassen “Wesen” in ihr Auto einsteigen lassen und sind meistens misstrauischer oder wollen einfach nur ans Ziel.

6. Regeln festlegen

Egal, ob ma zu zweit oder alleine trampt: Man sollte sich klare Grenzen setzen und eigene Regeln aufstellen. Am besten überlegt man sich einige Kriterien, bei denen man z.B. nicht in ein Auto einsteigen würde oder ggf. auch wieder frühzeitig abgesetzt werden möchte. Besprecht Eure Regeln zu zweit und nehmt Rücksicht, wenn der andere kein gutes Bauchgefühl hat oder gebt euch gegenseitig Warnsignale.

Hier ein paar Beispiele, wie solche Regeln aussehen könnten:

  • Beim Warten: Einer hält das Schild und der andere steht ein paar Meter weiter hinten beim Gepäck, alle halbe Stunde welchseln
  • Bevor man in ein Auto einsteigt, gegenseitig abchecken, ob man ein gutes Gefühl hat. Wenn Einer unsicher ist, dann nicht einsteigen
  • Gepäck nicht in den Kofferraum legen, wenn möglich
  • Während der Fahrt gegenseitig Handsignale geben, dass man sich sicher fühlt
  • Vorher entscheiden, wer vorne oder neben dem Fahrer sitzt
  • kein Trampen bei Dunkelheit
  • Nicht in Autos einsteigen, bei denen Männer in der Überzahl sind
  • Kein Weiterfahren, wenn vom Fahrer Geld verlangt wird

Das ist eine Auswahl an Regeln, die natürlich verschärft oder abgeschwächt und angepasst werden können. Jeder hat eine andere Unsicherheitsgrenze und daher ist es wichtig, sich kurz zusammenzusetzen und mögliche Regeln zu besprechen, damit das Trampen für alle Beteiligten rücksichtsvoll und harmonisch abläuft 🙂

7. Das richtige Equipment einpacken (Tramper-Packliste)

Der letzte Schritt für die perfekte Vorbereitung ist, seinen Rucksack richtig zu packen. Hier kannst du nachlesen, was man dabei haben sollte und vor allem, was nicht (coming soon).

 

Das wichtigste ist, gut vorbereitet zu sein, seine Vorfreude nicht zu verlieren und sich nicht allzu viele Gedanken über die kommenden Tage zu machen.

Keine Vorbereitung der Welt kann in die Zukunft sehen! Meist kommt alles ganz anders und dann muss man einfach auf sein Bauchgefühl hören.

Viel Spaß beim Trampen,